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Pestizide in der Uckermark - ein Biotop in Hammelspring braucht Ihre Hilfe 

2. September 2012

Mein Name ist Gabriele Seydel. Vor 9 Jahren habe ich das Grundstück Etashof 1 in Hammelspring/Uckermark erworben, um mir hier eine Existenz aufzubauen. Das Grundstück ist ca. 1,5ha groß und ich habe hier viel Mühe, Geld und Arbeit investiert. Mittlerweile ist das Land biozertifiziert und ich lebe finanziell in erster Linie vom Verkauf von Wildkräutern, die auf meinem Hof wachsen.
Außerdem habe ich über 40 "Gnaden"tiere, die hier leben: Ziegen, Gänse, Hühner, Kaninchen und eine Katze.
"Hammel's Hoffnung" habe ich den Gnadenhof genannt.
Die Tiere finanziere ich ebenfalls hauptsachlich über den Wildkräuterverkauf.
Des weiteren betreibe ich als Heilpraktikerin hier eine Naturheilpraxis; unentgeltlich oder allenfalls auf Spendenbasis. 

Den Hof umgeben zur West- und Südseite hin 53ha (Größenangabe lt. Besitzer) am Rande des Biosphärenreservats Schorfheide/Chorin liegendes, bis vor kurzem ebenfalls seit vielen Jahren biozertifiziertes Land, welches bis Montag, den 20.08.2012 seit 7 Jahren ausschließlich mit Luzerne, Klee, Löwenzahn und Ackerkräutern bewachsen war.
Am Rande dieses Ackers befindet sich einer meiner Ziegenauslaufe. 

Am Montag, dem 20. August 2012 wurde, ohne mich vorher darüber zu informieren, dieses Land mit dem Totalherbizid "Figaro", einem Glyphosatpräparat (Fa. Belchin crop protection, Zulassungsinhaber: Monsanto), flächendeckend totgespritzt. Es windete und regnete auch kurze Zeit nach der Ausbringung, und der Traktor zog große neblige Schwaden des Pestizids hinter sich her. Es stank heftig nach dem Mittel.
Meine Ziegen standen in ihrem Auslauf am Ackerrand und ich war ca. 2 Stunden damit beschäftigt, sie aus dem Auslauf in die Hofmitte zu bringen, um sie vor weiterer Kontaminierung zu schützen. 

Am Abend desselben Tages begannen bei mir erste Krankheitserscheinungen in Form von verstopfter Nase, Hals- und Rachenschmerzen, was sich innerhalb der nächsten Tage auch auf Kehlkopf und Lunge ausbreitete. Ab Dienstag, dem Tag nach der Spritzaktion, fingen auch die Tiere, die am dichtesten am Ackerrand gestanden hatten, an, krank zu werden. Am Dienstagabend verstarb eins der Tiere.
Die anderen Tiere und ich (über)leben seither mit Hilfe von naturheilkundlichen Präparaten, die die Wirkung des Glyphosats im Körper abschwächen. Bis das Zeug endlich (hoffentlich) ausgeschieden ist.
Da ich den Ziegenbock innerhalb kurzer Zeit an Vergiftungserscheinungen hatte versterben sehen, war ich doch mehrere Tage um mein eigenes Schicksal besorgt.
Was meine Wildkräuter betrifft, so habe ich Frau Prof. Krüger (Uni Leipzig), die an und über Glyphosat forscht, u.a. Boden- und Pflanzenproben zur Untersuchung geschickt, um sicherzustellen, dass ich meinen Wildkräuterkunden saubere, nichtkontaminierte Ware anbiete. Bis die Ergebnisse der Analysen da sind, ernte ich die Wildkräuter zum Verkauf bei einer benachbarten Biobauerin. 

Der ideelle Schaden, sowie das, was den 53ha Biotop zugefugt wurde, wird wohl noch eine Weile zur Heilung brauchen.
Was diese Seite der Angelegenheit betrifft, so handelte es sich um ein 53ha (lt. Besitzer) großes Biotop am Rande des Biosphärenreservats Schorfheide/Chorin, eine Zierde für die ganze Region. Mit Feldlerchen, Kranichsammelplatz, Heimstätte für Igel, Schmetterlings- u.a. Insektenarten und eine Augenweide bzgl. der Blütenpracht.
Jetzt ist das alles tot. An meinem Grundstücksrand breiten sich Spinnmilbe und Blattpilze aus, weil das natürliche Gleichgewicht zerstört wurde. In der Dämmerung hole ich Igel vom Feld, die vergeblich ihre einstigen Futterplätze aufsuchen. Ein toter Fuchs liegt auf meinem Hof, vielleicht hat er zu viele vergiftete Mäuse gefressen.
Und dort, wo sonst tierisches und pflanzliches Leben ein Bild der Harmonie bot, sitzen jetzt Schwärme von Krähen auf dem zerstörten Land, um sich die vergifteten Würmer und Mäuse zu angeln. Ein Land, das solch ein kostbares Fleckchen Erde nicht imstande ist, zu schützen (z.B. auch durch entsprechende Gesetze), muss als armselig bezeichnet werden. In vielen anderen Bundesländern gibt es Gesetze zum Schutz von Flächen, die 10 Jahre und langer (unverändert) bestehen und zum Naturschutzgebiet geworden sind. Die Tiere wussten bisher auch nicht, wo das Biosphärenreservat endet und der Acker anfangt. Jetzt wissen sie es wohl. - Es ist ein Jammer. 

Ich werde in dieser Angelegenheit an die Öffentlichkeit gehen. Ich erwarte Gesetzesänderungen. Ich erwarte,
dass mein Grundstück, mein Leben und das meiner Tiere vor Vergiftung geschützt wird. Ich lege nicht den geringsten Wert auf irgendwelche sog. Pflanzen"schutz"mittel in Gestalt von Totalherbiziden um mich und meine Tiere herum.
Am Dienstag nach dem Spritzen waren zwei Schulklassen aus Berlin auf der Straße am Feld unterwegs. Es steht nicht mal ein Warnhinweis am Feldrand. Kinder rennen vielleicht mal auf die grüne Flache oder stecken auch mal ein Blatt (oder mehrere) in den Mund. Wie weit soll das noch gehen mit der Unachtsamkeit? Auf dem Beipackzettel zu dem Herbizid steht, man darf die behandelten Flachen "bis zwei Tage nach der Ausbringung nur mit Schutzanzug und Schutzhandschuhen betreten. Gefahr ernster Augenschaden, reizt die Atmungsorgane, darf nicht in die Hände von Kindern gelangen ..."
Sind diese Warnhinweise, die sogar der Hersteller selbst veröffentlicht, nicht wenigstens ein Warnschild für ahnungslose Spaziergänger oder Besucher der "Perle der Uckermark" (mit dieser Bezeichnung wirbt Templin für sich.) wert?? 

Nun, der RBB, das Pestizidaktionsnetzwerk, der Brandenburger Landtag und die Uni Leipzig zeigen jedenfalls Interesse an dieser Geschichte. Hoffentlich zeigt sich auch die Uckermark selbst bald interessierter am Schutz ihrer wertvollsten Güter, nämlich den Naturschönheiten, wegen denen die Besucher diesen Landstrich aufsuchen. 

Ich bin im Gespräch mit dem Besitzer des Ackers, der das Spritzen angeordnet hat.
Er sagt, es ist ihm völlig egal, ob bio oder konventionell gewirtschaftet wird - ihm ginge es nur ums Geld.
Wenn ich bereit sei, pro Hektar 800,- . Ernteausfallkosten zu bezahlen, baut er auch wieder Klee an. (Das bedeutet für 15ha 12.000 .. Bis Ende September.) Ansonsten wird dort demnächst Roggen gesät und das Land Ende September zum zweiten Mal gespritzt. Mit Insektizid oder gegen Pilze. Im Frühjahr mit Halmverkürzer.
Damit die Getreidehalme kurzer werden. U.s.w., mindestens 4x im Jahr. Das würde den Tod des Ackers bedeuten,
vom Grundwasser gar nicht zu reden. Ein See ist auch in der Nähe. 

Es ist mir nicht nachvollziehbar, wie jemand derart brutal mit einem Stück Erde, noch dazu einem Biotop, umgehen kann - ich würde mich niemals so verhalten. Allerdings verstehe ich, dass der Besitzer vom Ertrag seines Ackers (auch finanziell) leben will.
Wir müssen uns dafür einsetzen, dass das Ökoförderprogramm (ab 2014 Neuauflage vorgesehen) den Bauern wieder den finanziellen Anreiz bietet, ihr Land vernünftig und zum Wohle aller Lebewesen, die von und auf ihm leben, zu bewirtschaften. Wir müssen uns da politisch engagieren. Die Ämter haben bzgl. dieses Falles nur mit den Schultern gezuckt: keine rechtliche Handhabe. Es gibt bislang in Brandenburg kein Gesetz zum Schutz solcher Flächen, oder alter Bäume am Feldrand.
Das Veterinäramt wollte auch den toten Ziegenbock nicht untersuchen. (Wegen Ohrmarken oder anderem Verwaltungskram stehen sie aber erfahrungsgemäß umgehend auf der Matte.) 

Was die akute Situation betrifft, so bin ich ggf. bereit, dem Landbesitzer das Ernteausfallgeld zu zahlen, wenn ich dafür den Acker wieder in seine einstige Schönheit versetzen kann. Für die Pflanzen und Tiere würde ich das tun.
Ich möchte auch um meinen Biohof einen Schutzgürtel von mindestens 50, besser noch 100m haben, wo auf keinen Fall gespritzt wird. Zum Wohle meiner Tiere und der Kräuter.
Ich bitte hiermit um eine Geldspende, um dieses Vorhaben zu verwirklichen und das Biotop für die Tiere und Pflanzen wiederherzustellen.
Das Geld wird der Landbesitzer erhalten. Damit er wieder Grünflächen anbaut. (Als "Bauern" oder "Landwirt" möchte ich ihn deshalb nicht bezeichnen, weil Bauern/Landwirte ihr Land lieben.)
Ich bitte für die Hasen und Igel und Feldlerchen und Käfer und für die vielen Wildblumen und die alten Bäume am Ackerrand.
Und auch für mich und die Leute, die meinen Biohof aufsuchen.
Gleichzeitig ist es natürlich erforderlich, an die Öffentlichkeit/die Politik zu gehen, um auf die Misstände bzgl. der Vergiftung des Bodens und unserer Nahrungsmittel aufmerksam zu machen. Auch muss der Staat im Interesse seiner Bürger in Zukunft die Kosten für Ökolandbau übernehmen. Denn einige wenige Engagierte allein können/wollen nicht ewig für die bundesweiten oder auch globalen Misstände aufkommen.
Die Mitarbeit der Politiker und vor allem der Bevölkerung, d.h. aller Menschen, die essen und trinken müssen, um zu leben, ist notwendig. 

Ich danke allen, die sich beteiligen, herzlich für eine Spende zu o.g. Zweck unter der
Kto. Nr. 20 86 87 08
BLZ 15 09 17 04
Volksbank Uckermark
Zahlungsgrund: "Hilfe für Hammel's Hoffnung" 

Für Überweisungen aus dem Ausland: 

BIC: GENODEF 1PZ1     IBAN: DE92 1509 1704 0020 8687 08

Mit freundlichen Grüßen!
Gabriele Seydel
Gnadenhof "Hammel's Hoffnung" +
Fa. "Etashofer Wildkräuter"
Hammelspring
Telefon 03987 200 704

 

Gesprächsprotokoll Gabriele Seydel mit der Fa. Monsanto, 21.08.2012, nachts, mit der Notrufnummer für Vergiftungsfälle: 07227 / 91 22 06

Gedächtnisprotokoll, gekürzt, aber sinngemäß richtig

Am Telefon war zunächst die Feuerwehr, dann rief ein diensthabender Notfallarzt von Monsanto zurück.

Ich (Gabriele Seydel): Ich habe gestern zwei Stunden in Schwaden von Glyphosat gestanden. Jetzt geht es mir schlecht, ich habe Atembeschwerden, ein Tier ist gestorben, das am Feldrand stand, und ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Da Sie Hersteller dieses Mittels sind, können Sie mir vielleicht helfen. Ich habe die Nummer von der Giftnotrufzentrale Berlin.

Monsanto: ca. 7 Sekunden Denkpause, dann: Rauchen Sie?

Ich (verblüfft): Nein, aber wieso ist das jetzt wichtig? Ich habe Ihnen doch erzählt, worum es geht, und ich erwarte jetzt Hilfe von Ihnen.

Monsanto: Ja, ich will Ihnen ja helfen, aber dazu muss ich erst wissen, woher Ihre Beschwerden kommen.

Ich: Das habe ich Ihnen doch gesagt, woher meine Beschwerden kommen. Ich habe zwei Stunden im Gestank des Pestizids gestanden, und jetzt geht es mir schlecht.

Monsanto: Das kann aber nicht von unserem Mittel kommen. Wie hieß denn das Mittel?

Ich: Figaro.

Monsanto: So ein Mittel haben wir nicht. Wir haben eins, das Elfigo heißt.

Ich: Naja ... jedenfalls war es ein Glyphosatpräparat, und das stammt ja (auch) von Ihnen.

Monsanto: Unsere Mittel sind ungefährlich.

Ich: jetzt wollen wir Klartext reden: Ich weiß, Sie arbeiten für die Firma Monsanto, aber immerhin sind Sie Arzt. Ich habe auch mal Medizin studiert, und wenn ich mir das Feld angucke, mein Tier angucke und mich selbst, dann können Sie mir nicht erzählen, dass Ihr Mittel ungefährlich ist.

Monsanto: Ich nehme mal an, Sie halten auch nichts von Tierversuchen.

Ich: Ganz recht, ich halte nichts von Tierversuchen.

Monsanto: Sie wissen aber, was die "letale Dosis" ist (Anmerkung: was der Begriff bedeutet)?

Ich: Ich weiß, was "letale Dosis" bedeutet.

Monsanto: Die letale Dosis haben Sie noch lange nicht erreicht. Das geht nicht durch Einatmen. Sie können unser Mittel (ich glaube, er sagte "literweise", bin mir aber nicht ganz sicher) trinken, ohne dass sie krank werden. Aber Figaro heißt unser Mittel nicht, wir haben nur Elfigo.

Ich: Wenn das so ist ... ich werde mich erkundigen. Aber ich glaube, es hat keinen Sinn, dass wir das Gespräch fortsetzen.

 

Anmerkung: Das ausgebrachte Mittel Figaro wird laut Auskunft des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit vertrieben von der Firma Belchim crop Protection. Zulassungsinhaber: Monsanto agrar 

 

Und hier steht die Strafanzeige von Frau Seydel gegen den Verursacher. 

 

28. September 2012

Es gibt Neuigkeiten vom Gnadenhof in Hammelspring. Für neu hinzu gekommene auf dieser Seite: Die Ausgangssituation steht weiter unten. 

Die folgenden Zeilen stelle ich im Auftrag der Betreiberin des Gnadenhofes "Hammel's Hoffnung" hier rein: 

Liebe MitstreiterInnen und UnterstützerInnen des Gnadenhofes! Vielen Dank an alle, die sich bisher finanziell oder mit guten Wünschen beteiligt haben.
Bis heute sind 509,- € eingegangen. Ich konnte mir darüber hinaus auch etwas leihen. 

Angesichts dieses Resultats, sowie der fortgeschrittenen Zeit bis zur nächsten Feldaktion seitens des Landbesitzers, habe ich selbigen zu einer Unterredung bzgl. meines Schutzstreifens am vergangenen Montag aufgesucht.
Die Unterredung ließ sich zunächst recht optimistisch an, endete allerdings leider mit der Forderung seinerseits: Schutzstreifen gegen Geld plus absolutes Stillschweigen meinerseits über den Vorgang. Sofern eine Äußerung/Darstellung meinerseits ihn/seinen Acker/seinen Betrieb erkennbar mit dem Geschehen in Verbindung bringe und ihn jemand daraufhin anspreche, ist der Schutzstreifen hinfällig.
Geld hätte ich gezahlt, weil mir seine Forderung – wohl oder übel – nachvollziehbar erschien, Schweigen nicht.
Auf so etwas würde ich mich weder einlassen wollen, noch steht es überhaupt in meinen Möglichkeiten, das zu vermeiden.
Auch meine Beteuerungen, ich würde ihn durchaus positiv darstellen, wenn wir uns einigen können, ließ ihn von der Forderung nicht abweichen. 

Das bedeutet wohl zunächst: Schutzstreifen ade.
Das Geld werde ich verwenden für den Bau eines neuen Ziegenauslaufs (Hütte, Zaun, Pfosten) am anderen Ende des Hofes, sowie für Tierarztkosten. Und evtl. für meinen Hof schützende Hecken am Feldrand.
Wenn mich und die Tiere diesbezüglich jemand weiterhin unterstützen möchte, wäre ich natürlich dankbar.
Ich hatte im vorigen Jahr erst eine hübsche neue Ziegenhütte bauen lassen. Nun kann ich sie ja evtl. nur noch über kurze Zeitabschnitte benutzen, weil sie relativ dicht am Feld steht. Ein neuer Auslauf am anderen Hofende ist wohl unvermeidlich.
Ebenfalls unvermeidlich ist der Gang an die Politik und weitere Schritte in Richtung Öffentlichkeit.
Glyphosat/Tallowamin gehören gänzlich verboten, von mir aus auch alle anderen Pestizide. In jedem Fall müssen aber zunächst andere Abstandsregelungen her. Derzeit haben wir maximal einen Meter zum Nachbarn, der eingehalten werden muss. In meinem Fall wären (angesichts der Windrichtung und meiner Hofaufteilung) 100m halbwegs realistisch, um Schäden ausschließen zu können.
Der Ökolandbau und dessen Förderung muss ins Hauptaugenmerk sowohl der zuständigen Politiker wie auch aller anderen auf Nahrung angewiesenen Menschen rücken.
Mein Vorhaben, diesbezüglich an die Öffentlichkeit zu gehen, wird auch weiterhin umgesetzt. Einiges ist diesbezüglich schon passiert; arte-Fernsehen und örtliche Presse war hier, Lawi-Ministerium, Pestizidaktionsnetzwerk Umweltverbände und andere öffentliche Stellen sind informiert worden.
Viel Geduld kann erforderlich werden, aber auch die weiteste Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Und manchmal geht auch etwas schneller als erwartet. 

Viele Grüße!
Gabriele Seydel, 28. September 2012

 

 

5. April 2013

Es gibt zwei neue Ereignisse zur Situation um den Gnadenhof in Templin-Hammelspring, beide geschrieben von Gabriele Seydel. 

Zunächst die gute Neuigkeit:

Am 13. und 14. April findet auf dem Etashof eine Baum- und Strauchpflanzaktion statt. Wir, d. h. Mitglieder der Naturschutzorganisationen Wikiwoods, BUND, NABU und Greenpeace wollen zum Schutz des Etashofes vor Abdrift aus konventioneller Landwirtschaft den Hof mit Hecken und Bäumen umrahmen. Zudem werden im Hofinneren Hecken zur Bienenweide angelegt. Wir haben diesbezüglich etwa 800 € für den Erwerb biozertifizierter Gehölze (rund 200 Bäume und 50 Sträucher) gesammelt und wollen diese nun in einer gemeinsamen Aktion am Wochenende dem 13./14.4. pflanzen. Bis jetzt haben sich dazu etwa 25 Leute angemeldet, weitere Helfer sind aber durchaus willkommen. 

Abgesehen von der Pflanzaktion ist auch gemeinsames Essen geplant, bestehend aus veganen und kbA-Zutaten, eventuell plus Lagerfeuer. Es ist möglich, hier zu übernachten. Mitzubringen sind: Besteck und Tasse, Schlafsack und gerne (nicht Bedingung) auch einen Spaten. Zahnpasta und Seife (alles kbA) stelle ich zur Verfügung, bitte keine anderen Sorten mitbringen!

Handys etc. müssen vor Betreten des Hofes deaktiviert werden, unentgeltliche Benutzung des Etashofer Festnetztelefons ist ohne weiteres möglich. 

Wer möchte, kann gern Musikinstrumente mitbringen. 

 

Und nun die schlechte Neuigkeit: 

An einem Montagmorgen gegen 7 Uhr im März 2013 sah ich, dass ein Traktor auf dem angrenzenden Feld entlang fuhr - es wurde irgendein Kunstdünger ausgebracht. Der Traktor fuhr mit relativ großer Geschwindigkeit über den Acker. Es war kalt, der Boden war gefroren und bereift. Nach 3 Stunden war es bedeutend wärmer geworden. Die Sonne schien und die Luft war mild, jedenfalls viel wärmer als der Erdboden, der nach wie vor gefroren war. Ich inspizierte mein Grundstück und sah, dass von der morgendlichen Ausbringung auch auf mein Grundstück kleine weißliche Kunstdüngerkügelchen gefallen waren. Sie begannen bereits zu zerfallen, bildeten z. T. schon kleine pulverige Häufchen. Gleichzeitig nahm ich in der Luft etwas stark Salziges wahr. Es reizte meine Atemwege, schmeckte salzig beim Atmen im Mund und die unbedeckte Haut (Gesicht, Lippen, Hände) schmeckte ebenfalls salzig beim Ablecken. 

Und zwar heftig. Dieses salzige Fluidum, welches über meinem Hof lag, hielt an bis in die Nacht hinein. Nach 22 Uhr wurde es langsam schwächer. Aber an dem Montag war es sehr heftig den ganzen Tag über. Ich hatte Reizerscheinungen in den Atemwegen, meine unbedeckte Haut brannte und es bildeten sich im Gesicht rote Flecken. Das Fell meiner Tiere war ebenfalls "salzig" geworden. Wenn ich mit der Hand über die Tiere strich, schmeckte die Hand daraufhin salzig beim Ablecken. Zwei in der Nähe des Feldes stehende Ziegenböcke hatten am nächsten Tag wässrigen Ausfluss aus der Nase. Einer hatte auch rote Nüstern, der andere nieste des Öfteren ausgiebig. Ich ging dann Dienstag früh, wie auch im vorigen Jahr wegen meiner Beschwerden zur HNO-Ärztin und wurde 3 Tage krank geschrieben. 

Am Montag hatte ich nach meinen Wahrnehmungen, wie üblich, die Ämter benachrichtigt. Und zwar das Landwirtschaftsamt, das Veterinäramt und das Gesundheitsamt. Ich dachte, irgendjemand muss doch zuständig sein - das LaWi-Amt wegen Abdrift, das Veterinäramt wegen der Tiere oder das Gesundheitsamt wegen mir, denn ich konnte ganz und gar nicht einordnen, was es mit diesem salzigen Zeug auf sich hatte, das da in der Luft lag und unsere Atemwege reizte. 

Ich dachte, es könnte eventuell Abrieb vom Streuen oder auch chemische Zersetzung/Freisetzung irgendwelcher Ionen oder Gase sein. 

Wie gesagt, war es dem Salz eigentlich nicht möglich, tief in den Boden einzudringen, weil er gefroren war und die Sonne schien sehr warm an dem Tag, so dass es ja durchaus zu Zerfallsprozessen hätte kommen können. Im Merkblatt einiger Stickstoffdünger steht, dass Stickoxid oder Lachgas frei werden können, die auch gesundheitsschädlich beim Einatmen sind und ätzend für die Atemwege. Deshalb dachte ich, es wäre angebracht, dass ein amtlicher Vertreter die Situation unmittelbar wahrnimmt. Am Montag. 

Ich konnte von allen drei Ämtern niemanden dazu bewegen, am Montag heraus zu kommen. Im Gegenteil, ich habe äußerst primitive Sprüche anhören müssen, wie "Vielleicht sind Sie ja die Einzige, die das wahrnimmt." und "Wenn es Lachgas gewesen wäre, wären Sie jetzt aber fröhlicher." von Mitarbeitern der Ämter, was ich für keine gute fachliche Amtspraxis halte. 

Das Landwirtschaftsamt hatte sich dann - nach vielen Diskussionen - bereit erklärt, am Dienstag her zu kommen. Meinen Bedenken, dass am Dienstag vielleicht nicht mehr viel zu sehen ist, weil das Zeug unter der Sonneneinstrahlung so schnell zerfällt und zum Teil bereits pulverisiert ist, und meiner Beunruhigung wegen der Salzluft wurde entgegnet: "So schnell zerfällt Kunstdünger nicht." Und das war alles. 

Ich hatte mir dann telefonisch die Amtsleiterin geben lassen und ihr das sonderbare Verhalten ihrer MitarbeiterInnen geschildert. Sie sagte, sie würde sich darum kümmern, mit den MitarbeiterInnen reden und sich dann zurück melden. Auf die Rückmeldung warte ich bis heute vergeblich. 

Am Dienstag kamen dann 3 LaWi-Mitarbeiter und wir schritten an der Grundstücksgrenze entlang. Einer sagte: "Es liegt ja nicht viel da." Ich sagte: "Das habe ich Ihnen ja gestern schon gesagt, dass das schnell zerfällt." Er sagte: "So schnell kann das nicht zerfallen sein, sonst würde man das Pulver noch sehen." Nun war aber auch leichter Wind am Montag und, wie auch immer, hatte sich das Zeug eben z. T. schon zersetzt. Dennoch konnte er nicht umhin, festzustellen, dass in der Tat auch auf meinem Land Körnchen liegen. 

Die Luft war nicht mehr so salzig wie am Tag zuvor, vielleicht - meiner Wahrnehmung nach - noch 20% davon. Es war jedenfalls kaum noch zu bemerken. 

Einiges zum Besuch des Amtes möchte ich hier noch mitteilen. 

1. Ich erwähnte die Angelegenheit mit der salzigen Luft von gestern. Als Antwort bekam ich zu hören: "Das gibt es nicht. Salz geht in die Erde und nicht in die Luft."         Es war aber so. Das würde ich auch eidesstattlich erklären. Es hat meine Atemwege und die meiner Tiere gereizt. Es steht auch auf dem Beipackzettel, z. B. von Kalkammonsalpeter, das so etwas möglich ist. 

2. Es kam dann der Landbesitzer plus ein Trekker mit Kunstdünger dazu. Eine der Amtspersonen sagte: "Es ist zu wenig Material auf dem Acker, um eine Probe nehmen zu können." Das Amt hat dann in der Tat zwei Tüten voll von dem vom Landwirt angeforderten Material genommen, um es auf die Inhaltsstoffe zu untersuchen. Proben vom Acker wurden nicht genommen. 

Den Sinn dieser Aktion verstehe ich nicht, denn nun weiß ich ja immer noch nicht, was auf dem Acker gelegen hat, bzw. auf meinem Land. Auch das halte ich nicht gerade für eine gute fachliche Amtspraxis. 

3. Das Amt hat festgestellt, dass die Trekkerspuren angeblich den ordnungsgemäßen Abstand zu meinem Grundstück haben. Der Besitzer äußerte, er habe extra eine Seite hoch geklappt, damit nichts auf mein Grundstück fällt. Das Amt hat ihn deshalb vor meinen Ohren für seine gute fachliche Praxis gelobt. Er habe alles getan, um Abdrift zu vermeiden. Ich habe geantwortet, was mir das alles nützen soll, wenn doch nun mal Kunstdünger auf mein Land geflogen ist. Als Antwort erhielt ich sinngemäß so etwas wie: Nun machen Sie mal nicht so ein Theater wegen den paar Körnchen. 

Mittlerweile habe ich den Vorfall auch meiner Ökokontrollstelle gemeldet und habe hören müssen, dass mir in Sachsen-Anhalt jetzt die Biozertifizierung aberkannt werden würde. In Brandenburg und MeckPomm seien das Kann-Bestimmungen und da die Kontrollstelle wisse, dass dergleichen nicht in meinem Sinne ist, bleibt mir das Zertifikat erhalten. 

Keine Lappalie also, und nix mit Theater wegen den paar Körnchen. 

4. Ich habe dann noch mal die salzige Luft angesprochen und auch die theoretische Möglichkeit, dass die Ziegen Körnchen mit dem Futter aufnehmen können, was m. E. Verätzungen zur Folge hätte haben können. (Ich hatte am Montag mal probehalber an einem Korn geleckt und es war wirklich beißend.) Zur Antwort bekam ich, dass die letale Dosis bei 2 kg liegt (in Bezug worauf wurde nicht hinzugefügt) und dass ein paar Körnchen nichts machen.     Das sehe ich anders. 

Bezüglich der salzigen Luft sagte mir einer der Herren, dass es so etwas nicht gibt - er sei schon zu DDR-Zeiten in der Landwirtschaft tätig gewesen und Salz geht nicht in die Luft, sondern in den Boden. Meine Einwände, die ich dem Anleitungszettel für Stickstoffdünger entnommen hatte, wurden als irrelevant dargestellt. 

Meine diesbezügliche Äußerung über meine Besorgnis, dass ich nun mal nicht wüsste, was da gestern in der Luft lag (und auch kein Amt bereit war, sich der Angelegenheit anzunehmen) und mir ja bereits im vergangenen Jahr durch Herbizidaerosole und Kontamination ein Tier verstorben und gesundheitliche Schäden entstanden seien, löste die lapidare Bemerkung aus: "Der Ziegenbock kann auch an was anderem gestorben sein." 

Nun, ich habe immerhin ärztliche/tierärztliche Gutachten sowie Untersuchungen der UNI Leipzig über den Glyphosatgehalt u. a. auch im Panseninhalt des verstorbenen Tieres. 

Bis zum heutigen Tage habe ich noch kein Begehungsprotokoll von Seiten des Amtes erhalten oder eine Nachricht darüber, was nun eigentlich ausgebracht wurde auf dem Acker und auf meinem Land. Abgesehen davon, dass entsprechende Proben auch gar nicht genommen wurden. 

Auf dem Feld habe ich mir anhören müssen, dass der Vorfall auf keinen Fall cross-compliance-relevant sei. 

Langsam frage ich mich, wann das denn nun eigentlich der Fall ist. 

Wenige Stunden nach Beendigung der Begehung brachte der Landbesitzer auf derselben am Vortag gedüngten Fläche erneut Kunstdünger aus. Auf meine erstaunte Anfrage diesbezüglich im Landwirtschaftsamt bekam ich sinngemäß zur Antwort, dass man das dem Landwirt nicht verbieten könne und letztendlich wohl der Kostenfaktor die Anwendung der Mittel begrenzen würde. 

Ist es denn üblich, ein Feld zwei Tage hintereinander kunstzudüngen? 

Auffallend war jedenfalls für mich, dass es nach dieser zweiten Düngeraktion zu keinen salzigen Wahrnehmungen in der Luft meinerseits kam. Ich gebe der Hoffnung Ausdruck, dass die Ämter der Zukunft im Sinne der Gesundheit ihrer Bürger, ihres Bodens und der Zukunft ihrer Kinder agieren und weniger im Sinne von Einflüssen, die alles nur kaputt machen. 

 

3. September 2013 

vor kurzem wurde als Schlussfolgerung der unten beschriebenen und ähnlichen Ereignisse anderenorts der Verein zur Förderung und Erhaltung der Artenvielfalt in Deutschland FEBiD gegründet. 

 

 

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