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Brief 

An die Ministerien für

und an die Ämter

 

11. März 2021

 

Offener Brief zum Wassernotstand in Brandenburg

 

Liebe Mitmenschen im Land, in der Regierung und in den Ämtern!

Wir schreiben diesen Aufruf, weil wir sehen, wie wir im Norden Deutschlands auf einen Wassermangel zusteuern, der katastrophale Folgen für die Menschen und die Natur haben wird und bereits hat.

 

Der oberste Grundwasserleiter – die Grundlage allen Lebens

Die durch Wassermangel erkrankten Bäume in den Wäldern und Städten sind für uns nicht zu übersehen. Auch der landwirtschaftliche Anbau von Gemüse, Getreide und Feldfrüchten wird durch die Trockenheit zunehmend eingeschränkt.

Die Zahl der Kleingewässer nimmt ab:

·        Einige trocknen aus, und zwar weniger durch Verlandung, als vielmehr durch Absinken der Wassermenge im obersten Grundwasserleiter. Solches resultiert aus den ausbleibenden Regengüssen im Sommer und im Herbst, wie sie noch vor wenigen Jahrzehnten zum normalen Jahresrhythmus gehörten.

·        Viele Kleingewässer auf Wohngrundstücken werden durch die Eigentümer bedauerlicherweise zugeschüttet.

Hinzu kommen Verunreinigungen des Wassers in der Landschaft mit Nitraten und Sulfaten aus der konventionellen Landwirtschaft und als Spätfolge des Abbaus der Braunkohle.

Fließe, die noch bis zur Jahrtausendwende ganzjährig Wasser geführt hatten, trocknen vom Frühsommer bis zum Dezember aus. Immer mehr Fließe führen entweder gar kein Wasser mehr oder nur noch alle drei Jahre kurzzeitig.

 

Der zweite Grundwasserleiter – unser Trinkwasser

Das Wasser aus dem obersten Grundwasserleiter sickert gefiltert und durch die Pflanzenwurzeln gereinigt (vor allem von Nitraten) vorbei an Mergelschichten langsam in den tiefer liegenden zweiten Grundwasserleiter. Aus diesem wird unser Trinkwasser gewonnen.

Mit der Austrocknung des obersten Grundwasserleiters sickert weniger Wasser in den zweiten Grundwasserleiter, es wird weniger Grundwasser neu gebildet. Wenn die Trinkwasserbrunnen zur Versorgung der Industrie, der Bevölkerung, der Rasenflächen und Schwimmbecken beträchtlich mehr Wasser entnehmen als von oben nachfließt, geraten wir in ein Wasserdefizit.

 

Die Gefahr aufsteigenden Salzwassers!

Das Grundwasser (Süßwasser) drückt mit seinem Eigengewicht nach unten. Tiefer liegendes Salzwasser wird durch darüber liegende Erdschichten nach oben gedrückt. Der Druck zwischen Süß- und Salzwasserschichten ist dabei ausgeglichen. Mit der mangels Nachschub und wegen zu vieler Entnahmen abnehmenden Masse des höher liegenden Süßwassers nimmt dessen Druck nach unten gegen das Salzwasser ab. Das Salzwasser drückt dann stärker nach oben und vermischt sich mit unserem Trinkwasser. Die Salzwerte in einigen Trinkwasserbrunnen steigen bereits. Dem müssen wir rechtzeitig und wirksam begegnen.

 

Ausrufen des Wassernotstandes

Das Land Brandenburg muss den Wassernotstand ausrufen. Bei Bauvorhaben, die einen hohen Wasserverbrauch nach sich ziehen, muss der Wassernotstand die Möglichkeit geben, Genehmigungen zu versagen, die für das Land einen unverhältnismäßig hohen Wasserverbrauch nach sich ziehen würden.

Wir stehen als Folge der klimatischen Veränderungen vor einer Dürrekatastrophe. Darauf müssen wir uns einstellen und entsprechend achtsam mit unseren Wasserreserven umgehen.

 

Das Bauprojekt von Tesla in Grünheide

spitzt diese ohnehin bereits bestehende Gefahr sowohl für unser Trinkwasser als auch für das Landschaftswasser noch einmal erheblich zu.

Um so erschreckender ist es, mit welcher Selbstverständlichkeit dieses Projekt in der wasserärmsten Region in Deutschland einfach durchgewunken werden soll. Es laufen aufwändige Genehmigungsverfahren mit langen Anhörungen, bei denen jede Behörde wie mit Scheuklappen nur auf die Gesetze schaut, für die sie zuständig ist, aber keine der Genehmigungsbehörden schaut auf die Gesamtfolgen des Vorhabens.

Bei all dem Gesetzeswerk fehlt offenbar ein dringend notwendiges Gesetz, das unsere Regierung dazu verpflichtet, Menschen und Natur vor deutlich absehbaren Katastrophen zu bewahren. Diese Lücke kann über das Instrument des Wassernotstandsgesetzes geschlossen werden.

Dabei geht es nicht nur um die geplante Fabrik. Es wird bereits mit 12 000 Zuzüglern gerechnet – Arbeitern und ihren Familien und weitere sich im wirtschaftlichen Sog ansiedelnde Firmen, die gleiches Recht hinsichtlich einer Infrastruktur erwarten. Mit diesen Ansiedlungen wird der Wasserbedarf weiterhin erheblich steigen. Und wo bleibt deren Abwasser? Nach den bisherigen Gesetzen muss es nach der Klärung über die Vorfluter in die Spree geleitet werden und geht damit dem Land verloren.

Es ist uns ja durchaus bewusst, dass es Ihr im Grunde verständliches Anliegen ist, abgesehen von einer evtl. Schaffung neuer Arbeitsplätze (wie viele es am Ende tatsächlich sein werden aufgrund der ständig zunehmenden Automatisierung, sei dahingestellt), dem Land Brandenburg durch finanzkräftige Investoren auch zu einem finanziellen Aufschwung zu verhelfen. Wir geben aber ausdrücklich zu bedenken, dass dieses Bundesland wirtschaftlich eine Region ist, die hauptsächlich von Land-, Forstwirtschaft und Tourismus (letzterer vorrangig aus dem Berliner Raum) geprägt ist und nicht von einer hoch entwickelten Industrie. Dieser Tatsache sollten Sie Rechnung tragen und die Lebensgrundlagen der Wirtschaftszweige, die dieser Region ihren Wohlstand bescheren, anstatt sie zu gefährden, doch lieber zu hegen und zu pflegen, um so die Attraktivität der Gegend sowohl für die Einwohner als auch für die Besucher zu erhalten und zu erhöhen. Bitte sorgen Sie also dafür, dass Brandenburgs Schätze in Form seiner Seen, Wälder und Felder erhalten bleiben und sich qualitativ verbessern, etwa, indem Sie den ökologischen Landbau wesentlich mehr fördern, als das bis jetzt geschieht, die Wälder sich von Holz fabrizierenden Monokulturen wieder zu artenreichen Biotopen entwickeln und die Seen, statt auszutrocknen oder zu verlanden, in ihrer einstigen Schönheit wiedererstehen als Oasen für Erholungssuchende.

Wenn Sie sich diesen Zielen widmen, die dem Charakter der Region angemessen sind, werden Sie erstens im Bereich Umweltschutz, Umweltbildung u/o Ökolandbau eine große Zahl an Arbeitsplätzen schaffen und es wird der Region zweitens durch den Touristenstrom, der sich aus den praktischen Folgen dieser Maßnahmen ergibt, auch nicht an finanziellen Einkünften mangeln. Eine Autoindustrie hingegen passt nicht in die Brandenburger Landschaften, weil sie erstens in keiner Weise dem Charakter der Region entspricht, sondern die Natur und ihre Reserven zerstört, wie ein Fremdkörper wirkt und zweitens, wie bereits ausführlich dargelegt, die Region auch gar nicht die Ressourcen aufbringen kann, die für so ein Projekt erforderlich wären. Und die bislang noch vorhandenen Ressourcen werden für andere Zwecke dringender benötigt als für den Bau von Autos.

Mit diesem Aufruf appellieren wir an die Verantwortlichen in Ämtern und der Regierungsbehörden, diese Katastrophe des im Fall einer zusätzlichen massiven Wasserentnahme tatsächlich eintretenden Wassernotstandes durch Verweigerung der Baugenehmigung für die Gigafactory 4 von Tesla noch abzuwenden.

An die Landesregierung von Brandenburg: Schützen Sie unser Trink- und Landschaftswasser. Was nützen die Arbeitsplätze, wenn dafür den Menschen das lebensnotwendige Wasser ausgeht und die Landschaft vertrocknet.

 

Versagen Sie der Gigafactory 4 von Tesla die Baugenehmigung!

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Andreas Hinz

Stellvertretender Vorsitzender im FEBiD e.V.

 

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